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Freiwilligenarbeit mit Tieren


Viele, die sich für Freiwilligenarbeit im Ausland interessieren, hegen den Wunsch, sich dort um Tiere zu kümmern. Besonders der Umgang mit Wildtieren steht hoch im Kurs. Es klingt ja auch verlockend – man erhält die einmalige Chance, diese Exoten hautnah zu erleben und leistet dabei noch einen Beitrag zu ihrem Artenschutz. Leider sieht die Realität oft anders aus und hinter augenscheinlich tierfreundlichen Projekten verbergen sich manchmal rein profitorientierte Aktivitäten, bei denen Tiere und gutgläubige Volunteers gleichermaßen ausgenutzt werden. Wenn du dich für Freiwilligenarbeit mit Tieren interessierst, ist es daher dringend notwendig, dass du dich im Voraus umfassend informierst und dein Projekt mit großer Sorgfalt auswählst. Hier erfährst du, worauf es dabei ankommt, woran du ein artgerechtes Projekt erkennst und welche Art Projekte du besser meiden solltest.

Generell lässt sich sagen, dass der direkte Kontakt zu Wildtieren problematisch ist. Zwar gibt es wenige Ausnahmen, die diese Regel bestätigen, aber eigentlich leuchtet es sofort ein, wenn man einmal darüber nachdenkt: Wilde Tiere, wie Löwen und Elefanten, stellen in freier Natur immer eine Gefahr für den Menschen dar; denn ihr natürlicher Instinkt sagt ihnen, dass von uns Menschen eine Bedrohung ausgeht. Wenn es dann plötzlich möglich ist, diesen Tieren ganz nah zu kommen, sie zu streicheln oder auf ihnen zu reiten, dann ist im Vorfeld etwas gründlich schief gelaufen.

Löwenbabys sind keine Kuscheltiere!

Ein drastisches Beispiel hierfür ist das Streicheln von Löwenbabys und die damit verknüpften Projekte in Löwenaufzuchtstationen, wie sie vor allem in Südafrika verbreitet sind. Offiziell heißt es, die Löwen würden nach einiger Zeit ausgewildert. Tatsächlich ist das höchst selten der Fall, und selbst wenn, sind gezüchtete Tiere in der Wildnis nicht überlebensfähig. Streichelfarmen sind einzig und allein dazu da, Geld einzunehmen, und zwar von Touristen, die für Fotos mit Löwenbabys zahlen sowie von freiwilligen Helfern, die sich der Hintergründe nicht bewusst sind. 

Fakt ist, dass die Löwenjungen ihren Müttern entrissen werden, um sie wider ihrer Natur an den engen Kontakt mit Menschen zu gewöhnen. Die Chance, jene Instinkte auszubilden, die sie in freier Natur zum Überleben benötigen, wird ihnen damit genommen. Sind die Löwenbabys zu groß zum Kuscheln, gehen sie zur nächsten Touristenattraktion über: dem Löwen-Spaziergang, bei dem Besucher sie an der Leine herum führen. Dabei kommen mitunter Betäubungsmittel zum Einsatz, damit wirklich nichts passieren kann.

Erwachsene Löwinnen sind nur so lange von Wert, wie sie Nachwuchs gebären. Anschließend werden sie eingeschläfert oder an Veranstalter von Gatterjagden, englisch „Canned Hunting”, verkauft. Bei dieser perfiden Trophäenjagd zahlen wohlhabende ausländische Touristen hohe Summen dafür, Löwen in einem Gehege abzuschießen. Durch das umzäunte Gelände haben die Löwen keinerlei Überlebenschance. So oder so ist das Schicksal der Löwenjungen von Anfang an besiegelt. Derartige Projekte will sicherlich kein Volunteer wissentlich unterstützen. 

Beispielhafte Volunteer-Projekte im Bereich Tierschutz

Ebenfalls problematisch: Elefantenprojekte 

Angebote für Projektarbeit mit Elefanten gibt es viele. Insbesondere in Asien ist die Nutzung – oder besser gesagt der Missbrauch – von Elefanten als Arbeitstiere oder Touristenattraktionen gang und gäbe. Voraussetzung dafür ist immer die Unterwerfung der Tiere. Andernfalls würden sie Menschen gar nicht erst an sich heranlassen beziehungsweise würden sie angreifen, weil sie sich bedroht fühlen. Die Zähmung der Dickhäuter erfolgt fast immer mit Gewalt. Elefanten werden gefesselt und geschlagen, um sie gefügig zu machen. Erst dann eignen sie sich für das allseits beliebte Elefantenreiten und für Kunststückchen oder lassen sich von Menschen füttern und baden. Regelmäßig werden junge Elefanten aus freier Wildbahn gefangen und an Anbieter derartiger Aktivitäten verkauft. Mittlerweile geschieht dies nicht nur in Asien, sondern auch in einigen Ländern Afrikas.  

Bei Zirkustricks und dergleichen ist es noch leicht ersichtlich, dass dies wider der Natur der Tiere ist. Schwieriger wird es bei Elefantenprojekten, die vorgeben, nur das Beste für die Elefanten zu wollen. Es gibt durchaus seriöse Projekte in Auffangstationen, in denen Volunteer-Arbeit sinnvoll ist. Ganz eindeutig ist dies der Fall, wenn kein direkter Kontakt zu den Tieren stattfindet und die Elefanten wie in freier Wildbahn mit Artgenossen zusammenleben, ohne Ketten und mit ausreichend Nahrung und Wasser. Gleichwohl kann man nicht pauschal sagen, dass jede Auffangstation mit direktem Kontakt schlecht ist. In Asien gibt es unglaublich viele Elefanten, die in Gefangenschaft aufgewachsen und an den Kontakt mit Menschen gewöhnt sind. Oder es handelt sich um kranke oder anderweitig bedrohte Tiere. Sie wären in freier Wildbahn völlig hilflos und sind in Auffangstationen besser aufgehoben.

Empfehlenswerte Projektarten

Gänzlich unverfänglich sind wissenschaftliche Projekte, bei denen die Arbeit darin besteht, Wildtiere in ihrem natürlichem Lebensraum zu beobachten. Verantwortungsvoll arbeitende, dem Tierschutz dienende Auffangstationen kommen ebenfalls infrage. Dort pflegen Projektmitarbeiter die Tiere entweder nur temporär, um sie anschließend wieder auszuwildern oder es handelt sich um Tiere, die dauerhaft auf Pflege durch Menschen angewiesen sind, weil ihre Auswilderung ausgeschlossen ist. Nicht immer geht es bei Freiwilligenarbeit mit Tieren übrigens um Wildtiere. Ein Beispiel hierfür sind Hilfsprojekte für Straßenhunde, die vielerorts in großer Anzahl umherstreunen. Sich für diese ausgesetzten, verwahrlosten Tieren einzusetzen, ist eine weitere Möglichkeit für sinnvolle Arbeit in diesem Bereich. 

Verlass dich insgesamt niemals blindlings auf Auskünfte des Anbieters. Sei dir deiner Verantwortung als Volunteer bewusst und nimm lieber Abstand von einem Projekt, wenn es dir nicht geheuer ist.

Wie finde ich ein sinnvolles Projekt?

Zunächst einmal gilt: Sei wachsam bei der Anbieter- und Projektauswahl. Zugegeben, das ist nicht immer leicht, denn schließlich geben die Anbieter nicht freiwillig preis, wenn in einem Projekt fragwürdige Methoden angewandt werden und der Schwerpunkt nicht auf Tierschutz liegt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du nachfragst und nachforschst, bis du dir ein Bild machen kannst. Ein hohes Maß an Transparenz lässt immer auf einen guten Anbieter schließen. Relevante Fragen sind: Woher und aus welcher Situation stammen die Tiere im Projekt? Was sind die konkreten Inhalte und Ziele der Projektarbeit? Was geschieht langfristig mit den Tieren? 

Wird in der Projektbeschreibung damit geworben, dass du die Tiere streicheln kannst oder dergleichen, ist das hingegen ein eindeutiger Hinweis auf ein unseriöses Projekt, von dem du die Finger lassen solltest. Wenn dir der Anbieter nicht ausreichend weiterhilft oder du dir unsicher bist, kannst du dich zusätzlich an Tierschutzorganisationen und -verbände wenden. Es lohnt sich aber, erst einmal im Internet zu versuchen, etwas über das betreffende Projekt in Erfahrung zu bringen. 

Tierschutz auf Reisen 

Auch abseits von Projektarbeit ist Tierschutz bei Reisen in ferne Länder ein wichtiges Thema. Denn Aktivitäten und Attraktionen mit Tieren kommen bei Touristen immer gut an. Leider liegen ihnen jedoch oftmals Praktiken zugrunde, die mit Tierschutz allzu wenig zu tun haben. Streichelfarmen und Elefantenreiten sind zwei dieser problematischen Angebote. Aufführungen, bei denen Tiere, etwa Bären oder Affen, Tricks vorführen oder tanzen, gehört ebenso in diese Kategorie. Für Schlangenshows, bei denen Menschen mit Giftschlangen hantieren und diese sogar küssen, werden zuvor die Giftkanäle im Kiefer der Schlangen gewaltsam entfernt beziehungsweise blockiert. Nicht nur werden die Reptilien ihrer Freiheit beraubt, es kann darüber hinaus zu lebensbedrohlichen Infektionen kommen.

Immer, wenn Tiere in Gefangenschaft leben, widernatürliches Verhalten an den Tag legen oder Wildtiere engen Kontakt zu Menschen haben, solltest du das Ganze kritisch hinterfragen. Das gilt bei Urlaubsreisen genauso wie fürs Volunteering. Mit einer wohlüberlegten Entscheidung für ein nachhaltiges Projekt kannst du in der Freiwilligenarbeit mit Tieren wirklich zum Artenschutz beitragen und eine spannende Zeit in deinem Zielland verbringen.

Auf dieser Seite findest Du weitere interessante Projektbeispiele sowie Infos zu Projekten im Tierschutz.

Volunteer-Blog

Zu diesem Thema gibt es einen interessanten Beitrag im Volunteer-Blog: Achte auf echten Tierschutz

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