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Freiwilligenarbeit mit Kindern


Unter den verschiedenen Einsatzbereichen für Freiwilligenarbeit gehört die Arbeit mit Kindern zu den beliebtesten. Das ist gut nachvollziehbar, denn sich um Kinder zu kümmern, bringt jede Menge Freude und Abwechslung. Überdies ist es eine sehr wichtige Arbeit. Kinder leiden oft am stärksten unter sozialen Missständen wie Armut und Benachteiligung. Wenn du als Volunteer mit Kindern arbeiten möchtest, solltest du allerdings einige Dinge beachten, mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen und dich im Vorfeld bei den Anbietern für Freiwilligenarbeit detailliert informieren. Hier erfährst du, worauf es dabei im einzelnen ankommt.

Die Aufenthaltsdauer 

Wenn du als Freiwillige(r) mit Kindern arbeitest, solltest du möglichst lange im Projekt bleiben. Generell sind allzu kurze Aufenthalte heikel – um das Land und die Menschen kennenzulernen und effektive Arbeit im Projekt leisten zu können, braucht es Zeit. Bei der Projektarbeit mit Kindern gibt es aber noch einen weiteren wichtigen Grund: Die emotionale Bindung der Kinder an die Volunteers. Die Kids brauchen feste Bezugspersonen, die nicht ständig wechseln dürfen. Sie bauen eine Beziehung und Vertrauen auf und gewöhnen sich an dich. Wenn du sie dann schon nach wenigen Wochen wieder verlässt, kann das die Kleinen (oder Größeren) ganz schön mitnehmen und sich negativ auf ihre emotionale Entwicklung und ihr Selbstwertgefühl auswirken. Bedenke auch, dass die Kinder in solchen Projekten oft aus schwierigen Verhältnissen stammen. Was sie brauchen, ist Stabilität, Kontinuität und Verlässlichkeit. Natürlich begleitest du sie nicht über mehrere Jahre, aber ob du nur drei Wochen oder ein halbes, besser noch ein ganzes, Jahr bleibst, macht einen gewaltigen Unterschied.

Vorbereitung und Betreuung der Volunteers

Ein bisschen mit Kindern spielen, kann doch jeder? Weit gefehlt – zur pädagogischen Arbeit gehört weit mehr. Dementsprechend kann man auch einiges falsch machen, wenn man sich ohne Vorbereitung in die soziale Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen stürzt. Es fängt schon bei dem Bewusstsein dafür an, dass es eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, der man sich widmet. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du nur mit Kindern arbeiten solltest, wenn du über eine entsprechende Ausbildung verfügst. Unerlässlich ist jedoch, dass du vor der Abreise und insbesondere während deines Volunteering-Aufenthaltes vorbereitet und betreut wirst. Das geschieht manchmal im Vorfeld durch den Anbieter selbst, spätestens aber vor Ort durch die Mitarbeiter des Projekts beziehungsweise der Einrichtung/Schule, in der du tätig bist. Diese Personen sollten dich begleiten und anleiten, sodass du gute Arbeit leisten kannst, die den Kinder wirklich etwas bringt.

Beispielhafte Volunteer-Projekte in der Kinderbetreuung

Vorsicht bei Projekten in Waisenhäusern/Kinderheimen

Ein überaus sensibler Bereich, bei dem man ganz genau hinschauen muss, ist die Arbeit mit Waisenkindern. Elternlose Kinder entwickeln meist eine besonders starke emotionale Bindung an die Volunteers. Kurzaufenthalte sind hier erst recht ein absolutes No-Go. Nichtsdestotrotz erfreut sich dieser Einsatzbereich großer Beliebtheit. Schließlich möchte man den Kleinen helfen, ihnen die  Zuneigung geben, nach der sie verlangen, und ihnen Freude im Alltag vermitteln. Genau diese Hilfsbereitschaft von Freiwilligen nutzen manche Betreiber von Waisenhäusern aus.

In der Vergangenheit hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen es sich bei Kindern in Waisenhäusern gar nicht um Waisen handelte. Tatsächlich waren es Kinder aus armen Familien, deren Eltern ihre Sprösslinge in die Obhut der vermeintlichen Waisenhäuser geben, weil sie dort besser versorgt werden. Zum Teil erhalten die Eltern Geld dafür, dass sie ihre Kinder hergeben. Die Betreiber der Heime nutzen die Notlage der Familien also schamlos aus, um Profit aus den Kindern zu schlagen. Denn Touristen, die die Kinderheime besuchen und wohlwollende Volunteers spenden beziehungsweise zahlen Geld für ihren Aufenthalt, in dem Glauben, es käme den Kindern zugute. Letztendlich sind die Waisenhaus-Betreiber die einzigen, die etwas von dieser Situation haben. Die Kinder werden von ihren Eltern getrennt und aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, was für ihre weitere Entwicklung fatal ist. 

Trotz dieser Problematik raten wir nicht grundsätzlich von der Arbeit in Kinderheimen ab. Als Volunteer solltest du intensiv bei den Anbietern entsprechender Projekte nachfragen, wie sie sicherstellen, dass in der von ihnen angebotenen Einsatzstelle alles mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht findest du auch Erfahrungsberichte von anderen Volunteers oder kannst auf anderem Wege mehr über das fragliche Heim in Erfahrung bringen. Geh also auf keinen Fall blauäugig in ein beliebiges Projekt, sondern sei dir deiner Verantwortung bewusst und triff eine gut informierte Entscheidung. 

Volunteer-Blog

Zu diesem Thema gibt es auch einen Bericht in unserem Volunteer-Blog:  Kinderhilfsprojekte in Waisenhäusern

Schutz vor sexuellem Missbrauch

Kinderschutz ist ein zentrales Thema bei der Arbeit mit Kindern. Leider ist sexueller Missbrauch in Zusammenhang mit Volunteer-Einsätzen schon vorgekommen. Es ist äußerst fragwürdig, wenn jede x-beliebige Person sich bei einem gewerblichen Anbieter von Freiwilligenarbeit anmelden kann, um mit Kindern zu arbeiten. Hier gehört es zu den Aufgaben des Anbieters, zu überprüfen, wen er ins Projekt entsendet. Zumindest auf ein erweitertes Führungszeugnis sollte er bestehen. Erkundige dich beim Anbieter, was er in den von ihm angebotenen Projekten für den Kinderschutz tut. 

Nicht vergessen – es sind Kinder!

Die Arbeit mit Kindern erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und sehr viel Geduld. Mitunter beklagen sich Volunteers über mangelnde Dankbarkeit seitens der Kinder. Das offenbart eine recht egoistische Denkweise. Vergiss nicht: Dein Einsatz sollte uneigennützig sein. Demnach solltest du nicht mit der Erwartungshaltung an die Arbeit gehen, dass die Kinder dir für deinen Einsatz unendlich dankbar sein müssen. Du kannst nicht davon ausgehen, dass sie sich in dich hineinversetzen können. Sie zeigen ihre Wertschätzung vielleicht, indem sie bei von dir angebotenen Aktivitäten mitmachen und deine Angebote wahrnehmen. Und selbst wenn das nicht immer der Fall ist – sei nicht enttäuscht. Halte dir vor Augen, dass es sich um Kinder handelt, die zudem in der Regel aus schwierigen Verhältnissen kommen. 

Du siehst, die Freiwilligenarbeit mit Kindern ist eine komplexe Angelegenheit. Wenn du dir die genannten Punkte bewusst machst und sie bei der Projektwahl berücksichtigst, kannst du als verantwortungsbewusster Volunteer in diesem Bereich sinnvolle Arbeit leisten. 

Vorbereitung der Kinder

Nicht nur du als Freiwillige(r), auch die Kinder müssen auf den Umgang mit den Volunteers vorbereitet werden. Diese Verantwortung liegt bei den Betreuern vor Ort, die täglich über einen langen Zeitraum mit den Kindern zusammen sind. Dabei lernen die Kinder, dass die Freiwilligen nur für einen begrenzten Zeitraum bei ihnen sein werden. Das heißt nicht, dass sie mit kurzen Aufenthaltsdauern besser klarkommen, wenn jemand vorher mit ihnen darüber gesprochen hat. Frag bei deinem Anbieter oder bei deiner Einsatzstelle im Gastland nach, inwieweit die Kinder über die Volunteers informiert sind. Sei beim Kontakt mit den Kindern auch selbst ein wenig vorsichtig und binde die Kleinen nicht zu sehr an dich, etwa indem du zur einzigen Bezugsperson einzelner Kinder wirst. Das ist zugegebenermaßen schwierig, weil es einfach schön ist, wenn eine enge Bindung zwischen dir und den Kindern entsteht. Behalte jedoch im Hinterkopf, dass du in absehbarer Zeit wieder abreisen wirst und lass es nicht soweit kommen, dass Kinder dann am Boden zerstört sein werden. 

Inwieweit es möglich ist, die Kinder darauf vorzubereiten, ist natürlich abhängig von ihrem Alter. Ein- und Zweijährigen kann man das mit Worten nicht verständlich machen; ältere Kinder verstehen durchaus, dass Volunteers nach einer Weile wechseln – jedenfalls kognitiv. Trotzdem können sie emotional unter dem häufigen und schnellen Wechsel von Bezugspersonen leiden. 

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