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Freiwilligenarbeit mit der eigenen Familie bzw. dem eigenen Kind


In den USA und Großbritannien bieten Organisationen schon seit Längerem die Möglichkeit der gemeinsamen Freiwilligenarbeit als Familie an: Sowohl in Projekten im Ausland, als auch im eigenen Land. "Volunteering as a family" ist dort ein Begriff und sozialer Trend, der auch in Deutschland von immer mehr Organisationen aufgegriffen wird. Insbesondere gewerbliche Anbieter haben die Vorteile von generationsübergreifender Freiwilligenarbeit erkannt und vermitteln Volunteering Projekte aller Art an Menschen in jeglichen Lebenslagen. Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind oder als ganze Familie bietet viele Vorteile, wie das Fördern des Sozialbewusstseins des Kindes und des Zusammenhalts der Familie, erfordert jedoch intensive Planung und Vorüberlegung.

Warum Freiwilligenarbeit mit eigenem Kind?

Freiwilligenarbeit ist nicht nur für Jugendliche und junge Erwachsene interessant, die beispielsweise nach dem Abitur oder nach erster Berufserfahrung eine Auszeit nehmen und sich sozial engagieren wollen. Menschen in allen Lebenslagen suchen nach Volunteering Angeboten aus einer Vielzahl von uneigennützigen Beweggründen heraus oder als besondere Herausforderung. Eltern stellt dies jedoch vor eine weitere Herausforderung und die Frage: Soll und kann ich mit dem eigenen Kind oder der ganzen Familie Freiwilligenarbeit leisten?

Sozialbewusstsein fördern

Amerikanische Studien haben gezeigt, dass das freiwillige Engagement von Jugendlichen einen starken Einfluss auf das zukünftige Engagement als Erwachsene hat. Demnach verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, sich als Erwachsener im späteren Leben sozial zu engagieren, wenn diese bereits als Kind freiwillig aktiv waren. Eltern können hier eine entscheidende Rolle spielen, indem sie das Sozialbewusstsein ihrer Kinder stärken und eine Generation heranwachsen lassen, die mit dem Gedanken des gemeinsamen Volunteering als Familie aufgewachsen ist.

Neue Perspektiven kennen lernen

Insbesondere die Freiwilligenarbeit im Ausland kann es Kindern ermöglichen, das eigene Lebensumfeld aus einer anderen Perspektive zu betrachten, Vorurteile abzubauen sowie mit Toleranz und Offenheit auf andere Menschen zuzugehen. In Anbetracht der Probleme und Herausforderungen in anderen Ländern oder Lebenssituationen, mit denen die Kinder bisher nicht vertraut waren, erscheint das eigene Leben und die eigenen jugendlichen Sorgen in einem anderen Licht.

Warum Freiwilligenarbeit gemeinsam als Familie?

Manche Freiwilligenprojekte gehen über ein kinderfreundliches Angebot für Freiwilligenarbeit hinaus und bieten Freiwilligenarbeit für die ganze Familie an. Diese Projekte binden mehrere Generationen ein und machen das Volunteering, neben den Erfahrungen für jedes einzelne Familienmitglied, zu einem gemeinsamen Erlebnis.

Familienbande und Teamwork stärken

In Volunteer-Projekten bei denen die ganze Familie eingebunden wird, sind nicht nur alle Familienmitglieder vor Ort, sondern sie arbeiten aktiv als Team an einem Projekt mit. Solche Projekte bieten die Möglichkeit gemeinschaftlich etwas zu leisten und zusammen auf ein Ziel hinzuarbeiten. Sie schaffen gemeinsame Erinnerungen, die der Familie lange erhalten bleiben und den Grundstein für ein neues Familienritual legen können. Denn nicht selten wirkt die gemeinsame Arbeit an einem Freiwilligenprojekt auch später in den Familien nach und ermutigt sie zu einer regelmäßigen ehrenamtlichen Tätigkeit, auch im eigenen Land.

Generationsübergreifende Freiwilligenarbeit

Arbeitet die ganze Familie zusammen an einem Projekt eröffnet dies Eltern (und gegebenenfalls Großeltern) die Möglichkeit mit gutem Beispiel für das eigene Kind voranzugehen und anhand der Freiwilligenarbeit Wertvorstellungen und Zielsetzungen der Familie zu untermauern. Die gemeinsame Arbeit an einem Projekt abseits der alltäglichen Pfade, lässt Familienmitglieder neue Seiten voneinander kennenlernen. Sie deckt Stärken und Schwächen der Familie, sowie der einzelnen Familienmitglieder auf und kann für ein besseres Verständnis untereinander sorgen. Freiwilligenarbeit als Familie bietet so die Chance wichtige Lebens- und Sozialkompetenzen der ganzen Familie herauszubilden und zu stärken.

Gemeinsam Zeit für andere investieren

In einem stressigen Alltag können die Bedürfnisse der Familie untergehen und viele Eltern scheuen sich eine weitere Aktivität in den Familienkalender aufzunehmen. Aber gerade die gemeinsame Arbeit an einem Projekt kann als eine bewusste Auszeit für die Familie dienen, in der sie Zeit miteinander verbringt und gleichzeitig Zeit für andere investiert.

Was spricht dagegen?

Nicht zu unterschätzen ist jedoch der zusätzliche Planungsaufwand für ein Freiwilligenprojekt, an dem auch Kinder beteiligt sind. Schließlich sind Kinder bis zu einem gewissen Alter schulpflichtig, sodass zunächst in Erfahrung gebracht werden muss, ob eine Freistellung möglich ist, bzw. die Möglichkeit besteht, dass das Kind vor Ort eine Schule besuchen kann. Als weitere Option kann der Aufenthaltszeitraum vorab auf die Ferienzeit gelegt werden, um diese Probleme zu vermeiden. Zu den Nachteilen der Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind gehört auch, dass nicht alle Projekte zwangsläufig kindergerecht sind und eine Betreuung des Kindes, falls dies nicht aktiv an der Projektarbeit teilnimmt, nicht immer gewährleistet werden kann. Zudem müssen die Risiken durch die Freiwilligenarbeit und die Belastungsgrenzen der Teilnehmer noch sorgfältiger bedacht und geprüft werden, als dies bei den meisten Volunteer-Projekten mit ausschließlich erwachsenen Teilnehmern der Fall ist.

Wie kann ich Freiwilligenarbeit mit eigenem Kind leisten?

Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind bietet zwar viele Vorteile erfordert jedoch eine intensive Planung. Denn nicht jedes Projekt ist zwangsläufig für die Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind geeignet und selbst kinderfreundliche Projektangebote variieren in dem Maß in dem das Kind eingebunden wird: Von Freiwilligenprojekten in denen das Kind aktiv mitarbeiten kann, bis hin zu solchen in denen dies nicht der Fall ist, aber für eine Kinderbetreuung gesorgt wird. Intensive Absprachen mit dem Projektanbieter und eine gründliche Recherche vor Beginn des Projektes sind daher besonders wichtig.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Einige Organisationen bieten Volunteer Projekte an, die spezifisch darauf ausgelegt sind, dass die Freiwilligen vor Ort eigene Kinder mit in das Projekt bringen. Da dies jedoch insbesondere bei deutschsprachigen Anbietern nur selten der Fall ist, sollten einige grundsätzliche Überlegungen erfolgen bevor das eigene Kind an der Freiwilligenarbeit teilnimmt.

Alter des Kindes im Volunteer Projekt

Viele Organisationen fordern ein Mindestalter für Kinder, die mit in das Freiwilligenprojekt gebracht werden. Dieses Alter variiert jedoch stark von Organisation zu Organisation und hängt insbesondere davon ab, ob das Kind aktiv an der Freiwilligenarbeit teilnimmt oder beispielsweise in einer Kinderbetreuung untergebracht werden kann, während das Elternteil der Volunteer Tätigkeit nachgeht. Manche Organisationen nennen hier ein Mindestalter von vier, andere wiederum von zehn Jahren. Zahara Heckscher, Co-Authorin des Buches "How to Live Your Dream of Volunteering Overseas", und andere Experten raten davon ab, Kinder unter zehn Jahren in ein Volunteer Projekt mitzubringen, wenn diese nicht fähig sind selbstständig Arbeiten auszuführen und so zu einer Belastung für das Projekt und andere Freiwillige werden könnten. Teilnehmende Kinder sollten zu ihrer eigenen Sicherheit außerdem über genügend Reife und Disziplin verfügen, um Aufgaben nach konkreten Vorgaben auszuführen und ihnen gesetzte Grenzen einzuhalten.

Überlegungen zur Belastbarkeit des Kindes

Ebenso wichtig wie Altersgrenzen, die möglicherweise von Projektanbietern vorgegeben werden, ist die eigene Einschätzung darüber wie belastbar das eigene Kind ist und welche Herausforderungen durch die Freiwilligenarbeit auf das Kind zukommen könnten. "Wie wird das Kind, wenn überhaupt, in die Freiwilligenarbeit eingebunden sein?", "Welchen Situationen und Eindrücken könnte das Kind ausgesetzt sein?", "Ist mein Kind dem gewachsen?" und "Habe ich es auf alle Eventualitäten vorbereitet?" sind Fragen, die Eltern vor dem Beginn der Freiwilligenarbeit stellen und klären sollten.

Vereinbarungen mit dem Projektanbieter

Konkrete Details über den Ablauf, die Organisation und die Möglichkeiten der Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind sollten zuallererst mit den Projektanbietern besprochen werden. Diese sollten Auskunft über jegliche Details zu der Durchführung der Freiwilligenarbeit geben können. In manchen Fällen werden solche Angebote nicht konkret als Freiwilligenprojekte, welche mit dem eigenen Kind möglich sind ausgeschrieben; auf konkrete Nachfrage hin kann dies jedoch arrangiert werden.

Welche Projekte bieten sich an?

Ob ein Projekt für die Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie der angedachten Betreuung des Kindes und der Unterbringung vor Ort oder auch dem Interessensgebiet des Kindes ab. Kindgerechte Projekte sind nicht immer als solche gekennzeichnet, daher sollte zuallererst beim Anbieter in Erfahrung gebracht werden, welche Möglichkeiten für das jeweilige Projekt zur Freiwilligenarbeit mit dem eigenen Kind bestehen.

Betreuung des eigenen Kindes während der Freiwilligenarbeit

Insbesondere für jüngere Kinder, die nicht aktiv an der Freiwilligenarbeit teilnehmen können, sollte mit dem Projektanbieter im Vorhinein abgeklärt werden, ob eine Kinderbetreuung vor Ort besteht oder arrangiert werden kann. Je nach Art der Freiwilligenarbeit kann es für Eltern schwierig werden, neben der Projektarbeit, die eigenen Kinder zu betreuen. Die Anwesenheit des Kindes am Projektort sollte jedoch in keinem Fall zu einer Belastung der Freiwilligen vor Ort werden und ebenso sollte die Sicherheit des Kindes zu jedem Zeitpunkt der Freiwilligenarbeit gewährleistet sein.

Unterbringung während der Freiwilligenarbeit

Je nach Art, Land und Anbieter des Projektes variiert auch die Unterbringung der Freiwilligen vor Ort. Daher sollte die Art und Weise der Unterbringungen vor dem Beginn in jedem Fall mit dem Projektanbieter abgesprochen werden. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass das Verständnis von einer "kindgerechten" Unterbringung während der Freiwilligenarbeit unter Umständen im Ermessen des Betrachters liegt und in verschiedenen Kulturkreisen dementsprechend unterschiedlich ausfallen kann. Auch können die Vorstellungen der Freiwilligen variieren, welchen Situationen oder Umständen sie ihre Kinder aussetzen möchten. So bevorzugen manche Elternteile die Unterbringung aller Familienmitglieder in einer Gastfamilie, wohingegen sich andere auch eine geteilte Unterbringung in Mehrbetten-Schlafräumen, zusammen mit anderen Freiwilligen, vorstellen können.

Projekte die Kinder in die Freiwilligenarbeit mit einbeziehen

Manche Projekte bieten die Möglichkeit die eigenen Kinder oder vielleicht sogar die ganze Familie aktiv in die Freiwilligenarbeit einzubinden. In solchen Projekten ist es wichtig die Interessen aller Familienmitglieder zu beachten und sicherzustellen, sodass keinem der Kinder Aufgaben gestellt werden, die dessen Fähigkeiten übersteigen. Bereits bei der Auswahl des Freiwilligenprojektes ist es wichtig alle teilnehmenden Familienmitglieder mit einzubeziehen, aber auch während der Projektarbeit sicherzustellen, dass sich alle Beteiligten den Aufgaben gewachsen fühlen sowie motiviert und engagiert bei der Sache bleiben. Die Leistungsfähigkeit und das Interessensgebiet des Kindes sind wichtige Elemente in der Projektauswahl, die Aufschluss darüber geben können, wie viel Freizeit neben der Arbeit eingeplant wird oder in welchem Tätigkeitsbereich das Volunteer Projekt stattfinden wird.

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