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Freiwilligenarbeit Argentinien: Soziales Praktikum selbst organisiert


Erfahrungsbericht von Kristin

Warum Argentinien? Nachdem ich mein Studium in Holland in den Sand gesetzt hatte, wollte ich unbedingt etwas Neues erleben. Mir war wichtig meine Sprachkenntnisse verbessern zu können und da ich meine Englischkenntnisse bereits schon verbessert hatte, musste es definitiv ein Spanisch-sprachiges Land sein. Und so begann ich mir die verschiedenen Länder anzuschauen: Spanien? - Da kann man immer mal wieder hin...  Mexiko? - Vielleicht als nächsten Urlaub...

Aber das Land was mich am meisten fasziniert hat war Argentinien! Ich wusste nicht wirklich viel über das Land, aber schon die verschiedenen Klimazonen und die kurzen Dokus die ich mir angeschaut hatte reichten aus um eine Entscheidung zu treffen: está Argentina!

Warum soziales Praktikum?

Wie ich auf ein soziales Praktikum gekommen bin? Ich habe mich über die Webseite der INITIATIVE auslandszeit über die verschiedenen Möglichkeiten ins Ausland zu gehen informiert und da ich lernen, gleichzeitig mein Wissen anwenden und mit Kindern arbeiten wollte, habe ich die Freiwilligenarbeit in Form eines sozialen Praktikums als beste Option für mich empfunden. Ich wollte jedoch unabhängig bleiben und mir mein eigenes Projekt beschaffen und habe meine Freiwilligenarbeit deshalb selbst organisiert. Somit habe ich ein Angebot als Volunteer in Buenos Aires, Argentinien gefunden. Das Ticket war gebucht und es ging für 4 Monate nach Argentinien wo ich mein soziales Praktikum als Englischlehrerin von Kindern und Jugendlichen verbracht habe. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und während der Zeit in der ich dort war konnte ich Ihnen eine Menge beibringen.

Tagesablauf

Mein Tagesablauf während des sozialen Praktikums war sehr anders als der eines Lehrers an einer deutschen Schule. Morgens hatte ich frei, da in meiner Schule lediglich ab dem späten Nachmittag Englisch unterrichtet wurde. Man kann sich das wie eine Art kostenlose Abendschule vorstellen.

Diese „Abendschule“ ist notwendig weil die Kinder in der regulären Schule kaum Englisch lernen. Somit sind die Schüler morgens in der Schule gewesen und abends bei uns im Englischunterricht. Für mich bedeutete das: jeden Tag Ausschlafen!

Der Weg zur Schule

Jeden Nachmittag gegen 14 Uhr musste ich dann allerdings schon los, denn die Schule war 20km von mir entfernt (man merkt, Buenos Aires ist groß)und mein Bus hat für diese Strecke ganze 2 Stunden gebraucht. Manchmal hatte der Bus auch eine Stunde Verspätung, was in Argentinien als normal angesehen wird, ich als Deutsche allerdings nie verstanden habe. Im Bus musste man dann zusehen wie man einen Platz bekommt, denn an Tagen mit Verspätung war der Bus so überfüllt, dass man mit gequetschter Wange an der Scheibe hing. Froh endlich in der Schule angekommen zu sein, begrüßten einen die Kinder immer herzlich auf die "argentinische Art" mit einem Wangenkuss. Ich glaube es gibt nichts Besseres als zu spüren wie lieb einen diese Kinder hatten und wie stark sie mich schon innerhalb von einer Woche in ihr Herz geschlossen hatten. Nachdem ich dann auch Carlos, den „Security-Opi“ und die anderen Lehrerinnen begrüßt hatte ging es mit den Kindern ins Klassenzimmer um den Unterricht zu beginnen.

Der Unterricht

Anders als die meisten Lehrerinnen dort, habe ich den Unterricht sehr flexibel und mit viel Interaktion gestaltet, den Kindern hat es Spaß gemacht und die Jugendlichen haben dadurch gemerkt, dass ich ganz locker mit ihnen umgehe und mich ihnen gleichstelle. In meiner ersten Woche an der Schule haben mich die anderen Lehrerinnen in ihren Unterricht mitgenommen um mir zu zeigen wie dort unterrichtet wird und welche Materialien gebraucht werden.

Die Unterrichtsmaterialien habe ich dann von der Schule gestellt bekommen inklusive einer Anleitung wann welcher Themenbereich in welchem Umfang dran kommen sollte. Mit den kleineren Kindern habe ich erst nach einem Monat den Unterricht selbst gestaltet, da mein Spanisch noch nicht so gut war um alles alleine zu machen. Außerdem brauchten die Kinder länger um sich an mich zu gewöhnen. Wie genau man den Unterricht gestaltet war jedem Lehrer selbst überlassen, was ich wirklich toll fand. So konnte jeder seinen eigenen Unterrichtsstil finden und eine enge Beziehung zu den Kindern/Jugendlichen aufbauen. Um zu schauen ob ich methodisch gut arbeite, gab es einmal im Monat einen Unterrichtsbesuch der Direktorin, die einem Tipps und Tricks gegeben hat.

Um 18.00 Uhr kamen dann die etwas älteren Kinder ins Klassenzimmer, die im Alter von 9-12 Jahren waren. Um 20.00 Uhr gab es immer eine große Pause in der wir Lehrerinnen alle zusammen gekommen sind und etwas gegessen und getrunken haben. Danach kam dann die letzte Schulstunde des Tages, mit den Jugendlichen von 13-17 Jahren, die mir immer am meisten Freude bereitet hat, da die Jugendlichen schon mehr Englisch Kenntnisse hatten. Einmal pro Woche hatte ich zusätzlich noch einen Kurs mit Erwachsenen die vorher nie die Chance hatten Englisch zu lernen. Nach einem langen Tag hatte ich meistens gegen 22.00 Uhr Feierabend und nahm den Bus nach Hause, wo ich dann immer erst gegen 24.00 Uhr ankam.

Die Arbeit war immer toll aber auch sehr anstrengend, trotzdem würde ich es jederzeit wieder machen. Als mein „Zuhause“ galt die Piso Compartido WG in Abasto, in welcher ich mit 20 anderen Leuten aus aller Welt gewohnt habe. Eine „20 Mann“ WG klingt vielleicht nicht nach dem tollsten Zuhause, aber es wurde nie langweilig und wir haben des öfteren eine Fiesta gefeiert.

Kulturschock

Da ich damals schon für ein Jahr in den USA war und dort keinen Kulturschock erlitten habe, dachte ich mir ich wäre „kulturschockfrei!“. Leider war das aber ganz und gar nicht so, denn die Argentinier haben eine komplett andere Kultur als wir Deutschen. Schon die Ankunft in meinem neuen Zuhause war ein Schock für mich, die Putzfrau hat mir damals die Tür geöffnet und mir ohne mich zu kennen einen Wangenkuss und eine dicke Umarmung verpasst, ich war geschockt! Wir Deutschen sind nicht gefühlskalt, aber wir kennen diese Art und Weise des „Guten Tag Sagens“ nicht und suchen uns gerne aus wer uns einen Kuss verpassen darf und wer nicht.

Und noch einer...

Denn als die Putzfrau nun begann mit mir zu reden habe ich kein einziges Wort verstanden und das, obwohl ich doch schon 5 Jahre lang Spanisch Unterricht hatte! Nach ein paar Tagen habe ich dann gemerkt wieso: Argentinier sprechen ein anderes Spanisch als das Castellano was ich in der Schule gelernt habe. Das „Argentinische Spanisch“ wird auch "Río de la plata Spanisch" genannt, da es lediglich in Argentinien und Uruguay gesprochen wird. Río de la Plata ist ein Fluss der Argentinien und Uruguay spaltet und zwischen den beiden Ländern verläuft. Die Personalpronomen werden anders ausgesprochen und es wird alles ein wenig genuschelt. Somit hört sich das "Ich heiße" im Castellano „yo me llamo“ im Río de la Plata Spanisch an wie „Scho me schamo“.

Die "must-do’s" Argentiniens:

  • ein "Choripan" probieren
  • "Maté" trinken (eventuell mit Zucker oder Milch)
  • "Fernet y Coca Cola" trinken
  • "un asado" (eine BBQ Party)
  • "dulce de leche" probieren
  • "Alfajores" probieren (gefüllte Kekse)

Nach der Reise ist vor der Reise

Nach meinem Aufenthalt in Buenos Aires bin ich wegen eines Schulaustausches noch für eine Woche in Eldorado bei den Iguazú Wasserfällen gewesen was wirklich atemberaubend war. Zusätzlich bin ich noch nach Ecuador und Peru gereist, was durch den metropolen Flughafen Ezeiza kostengünstig möglich war, und habe dadurch ein bisschen mehr von Südamerika kennengelernt. Argentinien jedoch ist und bleibt mein Favorit der südamerikanischen Länder!

Noch dazu die Top 5 Sehenswürdigkeiten in Argentinien

  • Buenos Aires
  • Las Cataratas de Iguazu → ein Muss
  • el Calafate am Gletscher Perito Moreno → sehr teuer
  • oder Ushuaia (auch sehr teuer), Antarktis
  • Cordoba

Fazit

Zum Schluss kann ich sagen, dass mich die Zeit in Argentinien sehr geprägt hat und ich mir kein besseres Land für die Freiwilligenarbeit hätte vorstellen können. Argentinien hat einfach unglaublich viel zu bieten, von kulinarischen Köstlichkeiten bis zu Sehenswürdigkeiten innerhalb Argentiniens gibt es meiner Meinung nach kein Land was so viele kulturelle Prägungen hat. Ich habe so vieles gelernt, gesehen und  viele neue Freunde gewonnen und möchte die Zeit definitiv nicht missen. Ich kann nun fließend Spanisch sprechen, gehe offener auf andere zu und habe ein Stückweit die argentinische Art und Weise alles etwas gelassener zu nehmen dazu gewonnen. Durch mein Schulpraktikum habe ich natürlich auch einige Kenntnisse gewonnen, z.B. die Methodik des Unterrichtens oder die effektive Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Freiwilligenarbeit würde ich nicht durch ein anderes Projekt austauschen wollen, mit den Kindern zu Arbeiten war eine tolle Erfahrung und genau das Richtige für mich.

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